Von Janet Brindle
Von Catherine Balston
Wer von einem Urlaubsaufenthalt in Brasilien träumt, denkt vermutlich an einen ausgelassenen Straßenkarneval oder endlose Sandstrände und Meer. Und bei etwa 4.600 Meilen Küstenlandschaft entlang des Atlantik ist die Auswahl an Stränden nicht gerade klein. Aber denken Sie nicht nur an das Meer, denn Sie finden hier auch eine andere Art von Wasserwunderland: einen außergewöhnlichen Reichtum an Flüssen, Feuchtgebieten und Wasserfällen in einer Region, die über die größten Süßwasservorräte der Welt verfügt. Das ist Caldas Novas im zentralen Westen Brasiliens, ein Reiseziel, an dem Sie zahlreiche natürliche heiße Quellen und Wasserparks finden.
Brasiliens Wilder Westen
Der zentrale Westen ist Brasiliens ganz eigener Wilder Westen – eine kaum besiedelte Region, die sich durch zahlreiche Naturwunder auszeichnet. Im 18. Jahrhundert begannen sogenannte Bandeirantes („Bannerträger“), im Namen der portugiesischen Krone dieses wenig bekannte Gebiet auf der Suche nach Gold und Edelsteinen zu besiedeln. Sie gingen brutal vor und waren auf der Suche nach materiellen Reichtümern. Wenn sie auf natürliche Schätze stießen, zogen sie einfach weiter.
Belegt wird dies durch die Geschichte von Bartolomeu Bueno da Silva, einem Bandeirante, der 1722 auf der Suche nach Gold in den Bergen der Serra de Caldas Novas auf etwas ganz Unerwartetes stieß: Bergbäche mit fließendem heißen Wasser. Da ihm dies wertlos erschien, setzte Bueno da Silva seine Suche nach Gold fort. Doch seine unerwartete Entdeckung – die weltweit größte Konzentration nicht-vulkanischer heißer Quellen – lockt inzwischen jährlich rund 1 Million Besucher in die Region um Caldas Novas im brasilianischen Bundesstaat Goiás.
In den letzten Jahrzehnten wurden hier sogar Wasserparks und Resorts aller Größen und Stilrichtungen gebaut, die von aufregendem Nervenkitzel bis zur wohltuenden Entspannung alles anbieten.
Wasserwelten
Das Thermalwasser um Caldas Novas entspringt tief im umliegenden Kalkstein. Durch die Risse in den Felsen sickert das Regenwasser in die Erde. Dort erwärmt es sich, steigt auf und entspringt in bis zu 140 °F heißen Quellen.
Um zur Quelle dieses Naturphänomens zu gelangen, fahren Sie zum Staatspark Serra de Caldas, der zwischen den Städten Caldas Novas und Rio Quente liegt. Grasbedeckte Tiefebenen erstrecken sich bis zu den Hochebenen des Parks, wo Sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad verschiedene Wanderwege erkunden können, die fast 50 Quadratmeilen an Wäldern und kristallklaren Flüssen durchqueren.
Im Park gibt es mehrere Heißwasserquellen, in denen Sie sich ausgiebig entspannen können, sowie einen langen Fluss mit warmem Wasser, der reich an Mineralien wie Kalzium und Magnesiumbicarbonat ist. Das Thermalwasser soll heilende Kräfte haben – und es ist unbestreitbar, dass ein langes Bad in einem heißen Pool selbst die müdesten Beine und Köpfe in einen Zustand seliger Entspannung versetzt.
Im Park gibt es auch zwei Wasserfälle: zum einen den Cachoeira da Cascatinha mit nebligem Wasser, das über einen stufenförmigen Abhang herabstürzt und über einen etwa einen 0,5 Meilen langen Weg erreicht wird. Und zum anderen den kleineren, gewundenen Cachoeira do Paredão, der über eine etwa 1,5 Meilen lange Wanderung erreicht wird und an dessen Ende ein natürlicher Pool und ein Aussichtspunkt die Mühe belohnen.
Spaß für alle Altersgruppen
Nur etwas mehr als 7 Meilen vom Park entfernt liegt das pulsierende Stadtzentrum von Caldas Novas. Hier finden Sie zwar noch Überreste der kolonialen Vergangenheit, aber sonst ist es eine moderne Mischung aus Hochhäusern und weitläufigen Vorstädten. Hier gibt es auch heiße Quellen, wenn Sie eine alternative Bademöglichkeit zu den eher rustikalen Angeboten im Serra de Caldas State Park suchen.
Die Thermas diRoma wurden im Jahr 1972 eröffnet und sind eine der ältesten zentral gelegenen Anlagen mit 15 Pools, Saunas und Wasserrutschen. Der Lagoa Termas Parque am Rande der Stadt ist sehr beliebt wegen seines künstlichen Strandes mit Volleyballplätzen und einem riesigen Pool mit einer Wellenmaschine, Live-Musik und zahlreichen Wasserrutschen für den Adrenalinkick. Der Wasserpark befindet sich zudem in der Nähe des Centro Histórico Bartolomeu – einem Freilichtmuseum in einem idyllischen Garten, das die Geschichte des Bandeirante erzählt, der die Quellen vor mehr als 300 Jahren entdeckte.
Für die meisten steht jedoch der Hot Park ganz oben auf der Liste. Er liegt etwas mehr als 15 Meilen entfernt in der Gemeinde Rio Quente, auf der anderen Seite des Berges Serra de Caldas. Der Hot Park (auf Portugiesisch „hotchy parky“) ist einer der größten Wasserparks des Landes und bietet viel Platz und Natur. Hier wachsen kleine Bäume, Sträucher und Gräser, die im Cerrado-Biom, dem tropischen Waldgebiet im zentralen Westen Brasiliens, heimisch sind. Buriti-Palmen mit ihren murmelgroßen Nüssen wachsen an den Rändern des Wassers, neben einer Fülle von Kakteen und Bromelien.
Der Hot Park ist ein Ort für Familienspaß, am besten schon am frühen Morgen, um den großen Besucherandrang zu umgehen. Hier gibt es atemberaubende Sommerrodelbahnen und riesige Wasserrutschen. Weitere Highlights für Adrenalinjunkies sind die Halfpipe (wo Sie mit einem aufblasbaren Floß über die Kante gleiten) und eine Seilrutsche, die mit einem Sprung in den Fluss endet. Kajaks und schwimmende Fahrräder bieten dagegen eine gemütlichere Möglichkeit, das Wasser zu erkunden. Oder baden Sie einfach im warmen Quellwasser, das hier zwischen 73 und 90 Grad Fahrenheit warm ist.
Typisch brasilianisches Lebensgefühl
Wenn die Sonne am Ende des Tages über dem Wasser untergeht, können Sie sich den Einheimischen anschließen und eine ganz andere Art von wärmendem Getränk in Caldas Novas genießen: Cachaça, ein aus Zuckerrohr gewonnener Schnaps, der fast so alt ist wie Brasilien selbst. Cachaça ist vor allem als Basis für Caipirinhas bekannt, aber die gereiften Versionen sind es wert, pur genossen zu werden.
In der Brennerei Cachaçaria Vale das Águas Quentes wird vor Ort Bio-Zuckerrohr angebaut und der Saft anschließend in Kupferbrennblasen fermentiert und destilliert. Der entstandene Cachaça Barril 12 wird acht Jahre lang in Eichenfässern gereift und wurde bereits mehrfach mit nationalen Auszeichnungen prämiert. Es ist das perfekte Souvenir, das Sie mit nach Hause nehmen können, zusammen mit vielen schönen Erinnerungen und neuer Energie.
Catherine Balston ist eine Food- und Reisejournalistin, die Brasilien schon seit 15 Jahren als ihre Heimat bezeichnet und es ausgiebig erkundet hat. Sie hat Reiseführer für Wallpaper, Louis Vuitton und Fodor’s verfasst und liebt Karneval, Sonnenschein und tropischen Regen.